Justizvollzug

Ungarische Roma-Mörder für immer hinter Gitter

publiziert: Dienstag, 6. Aug 2013 / 11:06 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 6. Aug 2013 / 14:32 Uhr

Budapest - Drei Rechtsradikale sind in Ungarn wegen der Ermordung von sechs Roma aus rassistischen Motiven zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es am Dienstag als erwiesen an, dass sie die Morde planmässig und «aus niederen Beweggründen» verübten.

2 Meldungen im Zusammenhang
Ihr Komplize, der an der Anschlagserie in den Jahren 2008 und 2009 beteiligt war, muss 13 Jahre hinter Gitter. Das Urteil des für den Bezirk Pest zuständigen Gerichts ist noch nicht rechtskräftig, die Beschuldigten wollen Berufung einlegen.

Bei neun Anschlägen hatten die Täter laut Anklage insgesamt 78 Gewehrschüsse abgegeben und mit 11 Molotow-Cocktails Häuser in Brand gesetzt, in denen Roma wohnten. In einem Fall, in Tatarszentgyörgy bei Budapest, starb dabei ein fünfjähriges Kind zusammen mit seinem Vater im Kugelhagel. Die Rechtsradikalen hatten auf die fliehende Familie geschossen, nachdem sie deren Haus angezündet hatten.

Die Urteilsverkündung fand vor grossem Publikum statt. Die Kapazitäten des Gerichtssaals reichten für den Andrang nicht aus, es kam zu kleinen Tumulten. Augenzeugen sahen viele Roma im Publikum, aber auch Rechtsradikale, die ihre Gesinnung auf T-Shirts zur Schau stellten.

Zwei der Haupttäter hatten nur Teilgeständnisse abgelegt, die Morde gehörten nicht dazu. Die Brüder gaben nur die fünf von insgesamt neun Anschlägen zu, bei denen es keine Todesopfer gegeben hatte. Sie hätten den Roma Angst einjagen wollen, begründeten sie ihr Handeln. Morde hätten sie nicht beabsichtigt.

Komplize nur unwissender Chauffeur?

Die Brüder wurden während der mehrstündigen Verlesung der Urteilsbegründung auf eigenen Wunsch aus dem Saal geführt. Sie wollten Richter Laszlo Miszori nicht weiter zuhören. Der dritte Haupttäter hatte stets jede Aussage verweigert. Der Komplize hatte die Haupttäter belastet und behauptet, er habe nicht gewusst, dass er als Chauffeur für Mordanschläge gedient habe.

Nicht die ganze Wahrheit aufgedeckt

Sozialminister Zoltan Balog begrüsste den Richterspruch. Das Urteil "bestärkt uns im Glauben, dass kein rassistischer Verbrecher in Ungarn vor dem Gesetz fliehen kann", sagte Balog, der auch für Roma-Fragen zuständig ist. Er hoffe, dass das Urteil in den nächsten Instanzen bestätigt werde.

Balog räumte ein, es sei leider nicht gelungen, die ganze Wahrheit über die Mordserie aufzudecken. Die Staatsanwaltschaft geht von einem weiteren Täter aus. Ungarische Medien spekulierten, dass dieser Unbekannte von ungarischen Geheimdiensten gedeckt werde.

In Ungarn leben zahlreiche Roma, vielfach in grosser Armut. Sie machen fünf bis acht Prozent der ungarischen Bevölkerung aus und sind immer wieder das Ziel von verbalen und tätlichen Angriffen - auch von Seiten rechtsextremer Politiker.

(dap/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Budapest - Die angebliche Rettung ... mehr lesen
Die selbsternannte Bürgerwehr in Ungarn.
Die Flagge der rechtsextremen Partei Jobbik. Ob die Tat rassistisch motiviert war, ist noch nicht geklärt. Allerdings ist Jobbik in Ungarn erstarkt und mit ihr der Rassismus gegen Roma und Juden.
Budapest - Eine 45-jährige Roma-Frau ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Jugendliche sammelt durch das Fahren mit dem eigenen Mofa frühzeitig viele Erfahrungen im Strassenverkehr.
Der Jugendliche sammelt durch das Fahren mit dem ...
Publinews Jugendliche schätzen Aktivität und Mobilität. Statt ständig auf Eltern oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein, lohnt es sich, über den Besitz eines eigenen Mofas nachzudenken. Schliesslich bietet es mehr Flexibilität und Unabhängigkeit. mehr lesen  
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission hat das US-Unternehmen seine dominante Stellung durch bestimmte Regeln im App Store missbraucht und Konkurrenten im Musik-Streaming-Geschäft behindert. Ein zentraler Punkt ist das allgemeine Verbot von Apple für Entwickler, in ihren Apps auf günstigere Kauf- oder Abonnementmöglichkeiten hinzuweisen. mehr lesen  
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Publinews In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Technik gewinnen Anwendungen oft schnell an Aufmerksamkeit, nur um ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 2°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Basel 6°C 14°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt bedeckt, wenig Regen
St. Gallen 1°C 12°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 3°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt bedeckt
Luzern 3°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Genf 8°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt trüb und nass
Lugano 8°C 11°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten