Ohne Erdgas wird's nicht gehen

publiziert: Freitag, 20. Mai 2011 / 09:00 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 24. Mai 2011 / 09:02 Uhr
ETH-Klimablog-Gastautor Jean-Marc Hensch ist Direktor des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie.
ETH-Klimablog-Gastautor Jean-Marc Hensch ist Direktor des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie.

Nach den Ereignissen in Japan ist die Diskussion über die Schweizer Energiepolitik neu lanciert und bereits in vollem Gang. Die Frage, in welchem Ausmass die Schweiz noch auf Kernkraft setzen wird, ist eine politische.

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Sie muss von den demokratisch legitimierten Instanzen beantwortet werden. Als flankierende Massnahme wird es auch sinnvoll sein, einen Marschhalt bei der zusätzlichen Elektrifizierung der Schweiz zu machen. Ich denke da insbesondere an die Bereiche Mobilität und noch mehr Elektro-Wärmepumpen.

Die aktuelle Energiepolitik bewegt sich in einem Dreieck, das es auszubalancieren gilt: Zwischen den Risiken der Kernkraft und ihrer gesellschaftlichen Akzeptanz, dem kurz- und mittelfristigen CO₂-Ausstoss sowie den Wohlstandsverlusten durch hohe Preise und eine unsichere Versorgungslage beim Strom. Es wird nicht ohne Konzessionen gehen.

Noch grosses CO₂-Reduktionspotenzial

Mit Sparen, Effizienzsteigerung und erneuerbaren Energien wird man das Substitutionsziel nicht erreichen. Importe sind weder wirtschaftlich noch ökologisch eine Alternative. Daher wird die einzig realistische und valable Option der vermehrte Einsatz von Erdgas sein. Man darf nicht vergessen: Der grösste Beitrag zur Reduktion von CO₂ in der Schweiz wird nicht durch neue erneuerbare Energien, sondern durch die Substitution von Erdöl durch Erdgas geleistet. Das allein spart jährlich 2,5 Millionen Tonnen CO₂ein.

Wir setzen uns für grösstmögliche Effizienz und dezentrale Produktion ein. Deshalb sind grosse Gaskombi-Kraftwerke nicht die erste Wahl. Wir setzen unsere Prioritäten bei der Wärmekraftkopplung. Die beginnt bei grösseren Heizzentralen und geht bis zur stromproduzierenden Heizung im Einfamilienhaus. Bei der gleichzeitigen Produktion von Strom und Wärme ist der Wirkungsgrad markant höher.

Erdgas und Erneuerbare sinnvoll kombinieren

Erneuerbare Energien sind sinnvoll, müssen aber in genügender Menge und zu vernünftigen Kosten verfügbar sein. Erdgas ist ideal für die Kombination mit erneuerbaren Energien. Schon heute speisen wir Biogas ins Erdgas-Netz ein, an Erdgas-Heizanlagen und Fahrzeugen sind dabei keinerlei Anpassungen notwendig. Erdgas-Heizungen lassen sich auch sehr gut mit Solaranlagen kombinieren. Erdgas kann immer dort helfen, wo naturbedingt vorübergehend keine oder zu wenig Energie aus erneuerbaren Quellen verfügbar ist.

Diversifizierung gewinnt politisch an Terrain

Die Vorteile von Erdgas als Energie für die gleichzeitige Produktion von Strom und Wärme hat die Schweizer Politik bis jetzt zu wenig wahrgenommen und unterstützt. Es wurde bisher fast ausschliesslich auf Wasserkraft und Atomenergie gesetzt. Nun sehen wir aber, dass die längst fällige Diversifizierung politisch Terrain gewinnt.

Erdgas ist nicht nur für Jahrzehnte, sondern aufgrund neuer Fördertechnologien sogar für Jahrhunderte in grossen Mengen verfügbar. Das in der Schweiz eingesetzte Erdgas stammt zu rund zwei Dritteln aus der Förderung in EU-Ländern sowie in Norwegen. Die Schweiz hat ihr Versorgungs-Portfolio geografisch breit verteilt und mit langfristigen Verträgen abgesichert. Die Schweizer Erdgas-Wirtschaft ist in der Lage, die Energielieferungen für einen zusätzlichen Teil der Stromproduktion zu übernehmen.

(Jean-Marc Hensch/ETH-Zukunftsblog)

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