Saurier im Schneegestöber

publiziert: Montag, 6. Mrz 2006 / 11:12 Uhr

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Am vergangenen Schneechaos-Wochenende standen viele Autos still. Die meisten unfreiwillig. Doch am Westende der Schweiz gab es diverse Automobile, die durchaus vorsätzlich keinen Zentimeter zurücklegten, obwohl sie warm und trocken standen und das Schneegstöber draussen stattfand.

Genau, es handelt sich um die Exponate des Genfer Automobilsalons. Angesichts der momentanen Ölpreiskapriolen hätte man erwartet, dass der Salon vor allem von alternativen Antriebsformen und Spar-Autos wimmeln würde.

Doch dem war nicht so. Stattdessen präsentierten die Konzerne die nächsten Stufen der automobilen Aufrüstung. Der italienische Krieg zwischen Ferrari und Lamborghini ging in die nächste Runde. Lamborghinis Brutalo-Sportler Murcielago LP640 wurde von bescheidenen 580 auf 640 PS rauf gebretzelt, während Ferrari den neuen 599 GTB Fiorano mit 620 PS an den Start schickte. Allerdings werden die beiden von Koenigsegg, einem schwedischen Kleinserienhersteller, der schon immer am Rand des Wahnsinns operierte, eingedampft. Der neue CCX leistet 800 PS und erreicht damit Autobahn-Inkompatible 395 km/h. Genau wie beim 400 km/h schnellen Bugatti Veyron sei dem Käufer der Erwerb eines ausgetrockneten Salzsees ans Herz gelegt, sollte das Bedürfnis bestehen, einmal die Höchstgeschwindigkeit auszukosten. Da muten die 480 PS des neuen Porsche Turbo geradezu bescheiden an.

Doch dies sind Exoten! Was bieten denn Grossserienhersteller, wie zum Beispiel Mercedes, Neues?

Hier geht es mit dem neuen CLK63 des Haustuners AMG ein Pferdchen über dem Porsche Turbo weiter: 481 PS sind in dem kompakten Roadster angesagt. Auch der grosse Roadster wird aufgeblasen: 517 und 612 PS sind im SL55 respektive SL65 AMG zu haben. Der Wahnsinn geht weiter. Zu Gute halten kann man Mercedes, dass sie mit den Blue-Tech-Agregaten (mit Harnstoff-Einspritzung) die saubersten Diesel auf dem Markt anbieten. Immerhin.

Auch Konkurrent Audi haut voll rein: Der RS4 – basierend auf dem Mittelklässler A4 – wird neu auch als Kombi und Cabrio angeboten. 420 PS scheinen da knapp ausreichend zu sein. Der S6 hingegen, die Powerversion des A6 kommt mit einem 10-Zylinder mit 510 PS. Drei PS mehr als Konkurrent BMW M5.

Noch einen Stock tiefer... was hat den Opel neues zu bieten? Oh, den Opel GT, ein kleines Roadsterchen mit 260 PS unter der Haube. Ja, selbst bei Friseusen-Cabrios hat die Hochrüstung Einzug gehalten. Scheinbar darf kein Auto mehr langsamer als 200 km/h fahren. Denn auch BMW schlägt mit dem Z4 Coupé (343 PS) in die selbe Kerbe wie Alfa mit dem neuen Spider mit 260 Pferdchen. Es ist zum verrückt werden - selbst Volvo kann nicht widerstehen und implantiert dem neuen S80 8 Zylinder und 315 PS.

Doch dann – Peugeot. Der 207er wird das neue Kompaktmodell: hübsch, praktisch und sparsam, wenn auch fetter als Vorgänger 206. Aber daran leiden ja eh fast alle Autos. Wenn die Franzosen jetzt noch auch noch Qualität liefern würden. Denn auch die Studie eines Hybrid-Diesels auf Basis des 307 verspricht niedrigen Kraftstoffverbrauch... wenn auch erst in einigen Jahren.

Der VW Polo Blue Motion hingegen soll schon dieses Jahr kommen. Speziell auf sparsam getrimmt, aber trotzdem keine öde Sparbüchse wie der glücklose Lupo 3L soll dieser Polo alles bieten was ein Kleinwagen kann und trotzdem nur 3,9 Liter Diesel schlürfen. Es geht ja doch!

Auch Honda, Hybrid-Hersteller der ersten Stunde, steht endlich auch im Namen des alternativen Antriebskonzepts und präsentiert den brandneuen Civic Hybrid, mit grösserer Batterie, stärkerem E-Motor und niedrigerem Verbrauch.

Auch im Hintergrund läuft einiges. Viele Hersteller bereiten ihre Wagen auf den Betrieb mit Bio-Treibstoffen vor. Die Hoffnung ist scheinbar, auch in Zukunft begehrenswerte Autos bauen zu können, die aber ökologisch verantwortungsvoll betrieben werden sollen.

Der erste Augenschein in Genf könnte also durchaus täuschen – es tut sich langsam was in der Auto-Industrie. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Industrie nicht zu spät in Bewegung gesetzt hat, um den eigenen Niedergang zu vermeiden.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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