Nach dem Sieg Putins:
Russlands Oligarchen fürchten nicht um ihren Einfluss auf Putin
publiziert: Dienstag, 28. Mrz 2000 / 17:04 Uhr
Moskau - Nur einer in Russland wollte sich nicht zum Sieg von Wladimir Putin bei der Präsidentenwahl äussern. «Ich werde nicht ein Ereignis kommentieren, dessen Unausweichlichkeit schon am Ende des vorigen Jahrtausends absehbar war», sagt Boris Beresowski.
Der umstrittene milliardenschwere Geschäftsmann gilt als einer
der wichtigsten Financiers und Drahtzieher der Kreml-Politik. Er
hatte grossen Einfluss auf den früheren Staatschef Boris Jelzin.
Nicht nur für Jelzin, auch für Beresowski war Putin der
Wunschnachfolger im Präsidentenamt.
Die Geschäftswelt in Russland und im Ausland gibt Putin in der Wirtschaftspolitik einen Vertrauensvorschuss. Doch eine ihrer Fragen an Putin ist, wie er mit dem Einfluss der so genannten «Oligarchen» umgehen wird.
Das sind die Geschäftsleute, die sich in der Privatisierungswelle der 90er Jahre grosse Firmenimperien aufgebaut haben. Sie sicherten ihre Geschäftsinteressen durch ranghoch platzierte Vertrauensleute im Kreml, in Parlament und Regierung politisch ab. Ein richtiger wirtschaftlicher Wettbewerb konnte und sollte nicht florieren. Beresowski ist vor allem mit seiner LogoWAS-Gruppe reich geworden, die mit Autos handelt und Beteiligungen an Aeroflot und zahlreichen Medien hält.
Andere Beispiele sind Alexander Abramowitsch (Sibneft), der frühere Chefprivatisierer und jetzige Vorstandsvorsitzende des Stromkonzerns EES Rossii, Anatoli Tschubais, oder Michail Fridman (Alfa-Bank) und Wagit Alekperow (Lukoil). Sieben Oligarchen finanzierten 1996 die Wiederwahl Jelzins.
Putin versuchte im Wahlkampf den Eindruck zu verwischen, er sei den Geschäftsleuten verpflichtet. Er wolle alle «auf gleicher Distanz» halten, sagte er und kündigte an: «Die Oligarchen werden aufhören, als Klasse zu existieren.»
Beresowski hörte das gelassen. «So wird es nicht kommen», sagte er der Zeitung «Wedomosti» und fügte hinzu: «Aber seine Worte sind ganz richtig. Für die Wähler.»
Einen möglichen Testfall für den Umgang mit den Oligarchen unter Putin gab es bereits im Februar, als Beresowski und Abramowitsch über Firmen ihrer Gruppe die grossen Aluminium-Werke Krasnojarsk, Bratsk und Nowokusnezk unter Kontrolle brachten. Aluminium ist nach Öl und Gas in Russland die zweiteinträglichste Branche.
Putin liess den Fall von der Anti-Monopolkommission untersuchen. Die erklärte, so weit der Aktienkauf durchschaubar sei, handle es sich um einen normalen Besitzerwechsel. Putin gab sich damit zufrieden.
Nach Putins Amtseinführung als Präsident Anfang Mai muss in Russland eine neue Regierung gebildet werden. Das heisst, dass wieder Posten und Pfründe zu vergeben sind.
Viele Fraktionen, Parteien, Seilschaften und Oligarchen kämpfen bereits jetzt um ihren Einfluss auf den Staatschef. Putin bringt Vertraute aus Geheimdienst-Tagen in St. Petersburg nach Moskau, um eine eigene Hausmacht aufzubauen.
Doch einen richtigen Kampf gegen die Oligarchen sieht der Moskauer Politologe Wladimir Nikonow nicht kommen. «Es bleibt dabei, dass einige Finanz- und Wirtschaftsgruppen dem Präsidenten näher stehen als andere, zum Beispiel Abramowitsch, Tschubais und Alfa-Bank», analysiert er.
Die Geschäftswelt in Russland und im Ausland gibt Putin in der Wirtschaftspolitik einen Vertrauensvorschuss. Doch eine ihrer Fragen an Putin ist, wie er mit dem Einfluss der so genannten «Oligarchen» umgehen wird.
Das sind die Geschäftsleute, die sich in der Privatisierungswelle der 90er Jahre grosse Firmenimperien aufgebaut haben. Sie sicherten ihre Geschäftsinteressen durch ranghoch platzierte Vertrauensleute im Kreml, in Parlament und Regierung politisch ab. Ein richtiger wirtschaftlicher Wettbewerb konnte und sollte nicht florieren. Beresowski ist vor allem mit seiner LogoWAS-Gruppe reich geworden, die mit Autos handelt und Beteiligungen an Aeroflot und zahlreichen Medien hält.
Andere Beispiele sind Alexander Abramowitsch (Sibneft), der frühere Chefprivatisierer und jetzige Vorstandsvorsitzende des Stromkonzerns EES Rossii, Anatoli Tschubais, oder Michail Fridman (Alfa-Bank) und Wagit Alekperow (Lukoil). Sieben Oligarchen finanzierten 1996 die Wiederwahl Jelzins.
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Beresowski hörte das gelassen. «So wird es nicht kommen», sagte er der Zeitung «Wedomosti» und fügte hinzu: «Aber seine Worte sind ganz richtig. Für die Wähler.»
Einen möglichen Testfall für den Umgang mit den Oligarchen unter Putin gab es bereits im Februar, als Beresowski und Abramowitsch über Firmen ihrer Gruppe die grossen Aluminium-Werke Krasnojarsk, Bratsk und Nowokusnezk unter Kontrolle brachten. Aluminium ist nach Öl und Gas in Russland die zweiteinträglichste Branche.
Putin liess den Fall von der Anti-Monopolkommission untersuchen. Die erklärte, so weit der Aktienkauf durchschaubar sei, handle es sich um einen normalen Besitzerwechsel. Putin gab sich damit zufrieden.
Nach Putins Amtseinführung als Präsident Anfang Mai muss in Russland eine neue Regierung gebildet werden. Das heisst, dass wieder Posten und Pfründe zu vergeben sind.
Viele Fraktionen, Parteien, Seilschaften und Oligarchen kämpfen bereits jetzt um ihren Einfluss auf den Staatschef. Putin bringt Vertraute aus Geheimdienst-Tagen in St. Petersburg nach Moskau, um eine eigene Hausmacht aufzubauen.
Doch einen richtigen Kampf gegen die Oligarchen sieht der Moskauer Politologe Wladimir Nikonow nicht kommen. «Es bleibt dabei, dass einige Finanz- und Wirtschaftsgruppen dem Präsidenten näher stehen als andere, zum Beispiel Abramowitsch, Tschubais und Alfa-Bank», analysiert er.
(sda)
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