Schlammschlachten bedrohen Demokratie

publiziert: Mittwoch, 25. Feb 2004 / 10:43 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 26. Feb 2004 / 12:47 Uhr

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Es heisst aus gut informierten Kreisen (mithin allen, die US-Medien konsumieren), dass der nächste Wahlkampf um die Präsidentschaft eine Schlammschlacht sondergleichen sein werde. Präsident Bush und der wahrscheinliche Kandidat John Kerry wetzen schon die Messer und erste Hinterhaltsattacken haben schon stattgefunden.

Im Drudge-Report wurde ein erstes unbewiesenes und dann auch glaubhaft dementiertes Sex-Affären-Gerücht über Kerry verbreitet, gefälschte Bilder von Kerry und Jane Fonda als Anti-Vietnam-Demonstranten existieren auch schon und George W. Bushs Dienst in der Nationalgarde wird geflissentlich als die Zeit dargestellt, in der er zum Alkoholiker wurde und sich vor dem Vietnamkrieg drückte.

Dabei hat der Wahlkampf noch gar nicht offiziell begonnen. Was kann man da als nächstes erwarten? Gefälschte Videofilmchen, in denen es John Kerry mit Paris Hilton treibt? Quittungen von Drogenhändlern, die Bush mit Kokain belieferten? Uneheliche Kinder der Kandidaten, die nach Afghanistan abgeschoben wurden?

Keine Unterstellung scheint in den USA zu absurd, um sie nicht doch zu lancieren. Dabei spielt die Gerüchteverbreitmaschine Internet eine entscheidende Rolle. Mit einem Mal tauchen da Behauptungen unklarer Herkunft auf, werden weitergemailt, in Blogs reingestellt, gelesen, abgewandelt und tauchen mitunter sogar in vermeintlich ernsthaften Publikationen auf. Nach dem Motto: Wo Rauch ist, ist auch ein Feuer. Mittlerweile gibt es vor allem nur noch Rauch.

Nun kann man einwenden, dass dies nur Worte seien und nichts mehr. Doch die Sprache verrät mehr über deren Anwender als diesen Lieb sein kann. Wenn der Respekt vor dem politischen Gegner weg ist, zeigt sich das als erstes in der Sprache.

Und Respekt ist eine Grundvoraussetzung in der Demokratie. Wer den politischen Gegner nicht mehr respektiert, betrachtet diesen und seine Anhänger als minderwertig und wird diese zuerst einmal mit Gesetzen bekämpfen, wird versuchen die Verfassung entsprechend zu ändern, um Rechte einzuschränken und einzelne Gruppen auszugrenzen.

Der Schritt zur staatlich geförderten Gewalt ist dann nicht mehr weit. Bushs Motivation für seine Politik kommt aus einer gefährlichen Mischung aus christlichem Fundamentalismus und neokonservativem Gedankengut.

Es ist zu hoffen, dass seine Hass- und Angstpropaganda keinen Erfolg haben wird. Nicht nur wegen der USA, sondern auch, weil europäische Politiker immer mehr der Verlockung erliegen, politischen Diskurs mit persönlicher Attacke zu verwechseln. Ein abschreckendes - weil erfolgloses - Beispiel käme da gerade recht.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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