Kim als Erpresser?

publiziert: Freitag, 11. Feb 2005 / 11:02 Uhr / aktualisiert: Freitag, 11. Feb 2005 / 12:03 Uhr

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Hat er oder hat er nicht, das ist nun die Frage. Kim Jong Il, der nordkoreanische Diktator, hat schon lange nach Atomwaffen gegiert. Schon zwei Mal wurde hinter vorgehaltener Hand davon gesprochen, dass er bereits Atomwaffen hat. Doch nun hat er offiziell verkündet, dass dies der Fall sei.

Manche mögen ihm nicht so recht glauben, wie zum Beispiel die Australier. Dort liess die Regierung verlauten, sie halte die Behauptung des Pjöngjanger Horror-Regimes für einen Bluff. Andererseits gibt es Waffenexperten, die davon ausgehen, dass in Nordkorea bereits acht bis sechzehn Atombomben vorhanden sind.

Spätestens, wenn Kim einen Atomtest durchführen lässt, wird Klarheit herrschen. Doch was sollte dann gemacht werden? Denn Nordkorea ist nicht nur wegen möglicher Atomwaffen ein explosives Terrain.

Die Trennung des Landes in den Nord- und Südteil war das Resultat eines der heissen Konflikte im Kalten Krieg. China unterstützte den Norden gegen den von den USA geförderten Süden. Seit dem Waffenstillstand 1953 ist die Grenze am 38. Breitengrad eines der letzten noch existierenden Symbole des Kalten Krieges.

Doch das ganze Umfeld hat sich dramatisch geändert. Die Sowjetunion existiert nicht mehr, China wird langsam aber sicher vom Kapitalismus erfasst und entwickelt sich zum grössten Kreditgeber der USA. Einzig Nordkorea verharrte in seinem Steinzeitkommunismus.

Seit die Unterstützung aus den einstigen kommunistischen Bruderländern versiegt ist, wird das Land regelmässig von Hungersnöten heimgesucht. Die zaghaften Reformen der Juche-Ideologie, die auf dem Traum eines Autarken Nordkorea beruht, hat scheinbar auch nicht viel gebracht. Wirtschaftlich gesehen ist Nordkorea am Ende und der totale Zusammenbruch eigentlich nur eine Frage der Zeit.

Und hier könnte auch des Rätsels Lösung sein, warum Nordkorea wirklich die Atombombe hat oder behauptet, zu haben. Die Verteidigung gegen die USA ist nämlich ein ziemlich alberner Grund. Denn alleine der Verdacht von Massenvernichtungswaffen lockt die USA regelrecht an.

Es sieht eher so aus, als wollte Kim den Rest der Welt mit seiner Bombe erpressen. Geld, Wirtschaftshilfe, die Rettung des maroden, morschen Systems und so seiner selbst, scheint sein Ziel zu sein.

Doch wie wird die Welt auf diese Erpressung reagieren? Vermutlich wäre es am intelligentesten, sofort mit massiven Wirtschaftssanktionen zu reagieren und den Zusammenbruch der Regimes herbei zu führen. Doch Südkorea und Japan fürchten sich vor einer solchen Implosion Nordkoreas, müssten sie doch damit rechnen, das 15 Millionen hungrige Nordkoreaner aus dem ausgemergelten Land fliehen und die ganze Region in wirtschaftliches Chaos stürzen würden.

Bliebe noch die Option einer Invasion durch China, die Beseitigung des immer lästigeren Regimes und dem anschliessenden Wiederaufbau des Landes ohne eine schnelle Wiedervereinigung mit dem Süden.

Doch auch hier würden noch ungeahnte Probleme (Nationalismus, Machtbalance in der Region) lauern. Wenn irgendetwas sicher ist, dann wohl, dass der Irre aus Pjöngjang es geschafft hat, eine fast unlösbare Situation zu schaffen, deren einziger Profiteur er und seine Clique ist. Ein leichter Ausweg ist im Moment nirgends zu sehen. Am Ende wird es wahrscheinlich daraus hinaus laufen, dass sich die Welt erpressen lässt und Kim mit Geld und Futter ruhig stellt. Doch die langfristigen Folgen einer solchen Politik wären vermutlich teurer als die kurzfristigen einer harten Position.

Es ist zu hoffen, dass diese unangenehme Einsicht die Handlungen der Welt gegenüber Nordkorea steuern wird und der Erpresser nicht sein Ziel erreicht.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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