Interview mit der Gefängnisaufseherin und Fluchthelferin

Magdici erklärt ihre Motive

publiziert: Donnerstag, 19. Mai 2016 / 07:11 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 19. Mai 2016 / 08:53 Uhr
Das Thema Flucht kam bei den Beiden zum ersten Mal nach der Verurteilung vom 3. Dezember 2015 zur Sprache.
Das Thema Flucht kam bei den Beiden zum ersten Mal nach der Verurteilung vom 3. Dezember 2015 zur Sprache.

Bern - Die Aufseherin, die im Februar mit einem syrischen Häftling aus dem Gefängnis Limmattal türmte, hat sich erstmals in einem Interview zu ihren Motiven geäussert. Ein Schlüsselmoment war für sie, als der Syrer, mit dem sie eine Beziehung führt, erneut verurteilt wurde.

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Der vorbestrafte Syrer war am 3. Dezember 2015 vor Bezirksgericht zu vier Jahren Gefängnis wegen Vergewaltigung verurteilt worden. «Zumindest kam das Thema Flucht nach dem Urteil erstmals zu Sprache», sagte die 32-Jährige in einem Interview, das am Donnerstag in der «Weltwoche» erschien. Sie ist - im Gegensatz zum Syrer - mittlerweile wieder auf freiem Fuss.

Aus ihrer Sicht wurde ihr 27-jähriger Liebhaber «für Delikte verurteilt, die er nicht begangen hat». Er sei «kein Unschuldslamm, aber auch nicht der gewissenlose Triebtäter, als der er dargestellt wird». Im Vergewaltigungs-Fall, der demnächst vor dem Zürcher Obergericht behandelt wird, erhofft sie sich, dass das Urteil «korrigiert» wird.

«Sehr einfach»

Nebst dem Urteil sei aber noch einiges anderes zusammengekommen, sagte sie. Sie erwähnt etwa die Situation mit ihrem Ehemann, von dem sie zu diesem Zeitpunkt bereits getrennt lebte sowie die Aussicht, dass der Syrer bald in den «Vollzug versetzt» werde. Den Entschluss zum Gefängnisausbruch habe sie «in der Nacht vor der Flucht» gefasst.

Auf die Details des Ausbruchs will sie nicht eingehen. «Aber ja, damals war der Ausbruch sehr einfach. Technisch zumindest», sagte sie. Das Ziel Norditalien sei «eher zufällig gewählt worden». Direkte Helfer, die sie bei der Flucht aktiv und wissentlich unterstützt hätten, habe es nicht gegeben.

«Etwas naiv»

Während ihrer Zeit in Freiheit hätten sie ein «ganz normales Leben» geführt. «Wir machten viel Sport, gingen spazieren, kochten gemeinsam, redeten sehr viel.» Bald sei ihnen aber klar geworden, dass sie «auf legale Weise auf die Dauer nicht überleben» könnten, sagte sie weiter.

Der Syrer habe beispielsweise Arbeit als Coiffeur gesucht. «Aber wir mussten feststellen, dass dies ohne Papiere praktisch unmöglich war.» Darauf angesprochen, dass dieses Vorgehen ziemlich handgestrickt und unüberlegt wirke, sagte sie: «Im Rückblick ist man immer klüger.»

Sie räumte auch ein, dass es «etwas naiv» gewesen sei, ein Video zu machen und den Medien zuzuspielen. «Wir wollten einfach zeigen, dass die Dinge nicht so sind, wie viele denken.» Sie habe auf der Flucht gelesen, was über sie geschrieben worden sei - «und vieles stimmt einfach nicht, so wie es geschrieben wurde». So sei es etwa falsch, dass sie «in den Dschihad ziehen wollten».

Sie sei nun froh, wieder mit ihren Angehörigen zusammen zu sein, sagte sie weiter. Auf ihren Partner, den sie im Gefängnis kennen lernte und sich in ihn verliebte, werde sie «auf jeden Fall» warten. «Falls er eines Tages aus der Schweiz weggewiesen werden sollte, dann werde ich mit ihm ziehen.»

(sda)

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