Keine Dauerlösung

Handschlag-Dispens für Sommaruga inakzeptabel

publiziert: Montag, 4. Apr 2016 / 15:49 Uhr / aktualisiert: Montag, 4. Apr 2016 / 19:54 Uhr
Die FIDS liess verlauten, dass ein Händedruck zwischen Mann und Frau «theologisch erlaubt ist». (Symbolbild)
Die FIDS liess verlauten, dass ein Händedruck zwischen Mann und Frau «theologisch erlaubt ist». (Symbolbild)

Liestal/Therwil BL - Die Praxis an einer Baselbieter Schule, muslimische Schüler vom Handschlag mit ihren Lehrerinnen zu dispensieren, ist für die Baselbieter Bildungsdirektorin keine Dauerlösung. Justizministerin Simonetta Sommaruga erachtet die Weigerung der Schüler als inakzeptabel.

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Sommaruga sagte in der Sendung "10vor10" von Fernsehen SRF, "dass ein Kind der Lehrperson die Hand nicht gibt, das geht nicht". Der Handschlag gehöre zu unserer Kultur.

Die Weigerung der beiden Schüler, aus religiösen Gründen einer fremden Frau die Hand zu geben, gehe zu weit und könne auch unter dem Titel Religionsfreiheit nicht akzeptiert werden, sagte die Bundesrätin am Montag weiter. In dieser Angelegenheit dürfe es keine Fragezeichen geben.

Die Schulleitung der Sekundarschule Therwil BL hatte mit zwei muslimischen Schülern, welche aus religiösen Gründen Frauen nicht berühren wollen, vereinbart, dass sie auf den in dieser Schule üblichen Handschlag mit den Lehrpersonen verzichten können. Diese Praxis gilt bis auf weiteres. Sie löste eine grosse Debatte in den Medien aus.

Keine dauerhafte Lösung

Die Therwiler Schulleitung habe "vorerst einen pragmatischen Weg" im Sinne eines reibungslosen Schulbetriebs gewählt, lässt sich die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind zitieren. Es handle sich jedoch für sie "nicht um eine dauerhafte Lösung". Grundsätzlich würden für alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Regeln gelten.

Gschwind betonte, sie wolle an gleichen Umgangsformen und Verhaltensregeln gegenüber Frauen wie Männern "konsequent festhalten". Sanktionen zur Durchsetzung von Regeln seien sorgfältig zu prüfen. Ein Gutachten sei in Arbeit, ebenso ein Grundlagenpapier zuhanden aller Schulen des Kantons.

Die Fragestellung sei "erstmalig aufgetreten", hiess es am Montag auf Anfrage bei der Baselbieter Bildungsdirektion. Der Kanton Baselland habe deshalb noch keine offiziellen Empfehlungen zum Thema Händeschütteln an der Schule.

Publik machte die Therwiler Abmachung die "Schweiz am Sonntag". Der Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz, Christoph Eymann aus Basel-Stadt, pochte in der SRF-Tagesschau vom Sonntagabend auf klare Regeln für alle an der Schule; religiöse Ausnahmen erschwerten die Integration.

Handschlag für Muslim-Dachorganisation zulässig

Die Föderation Islamischer Dachorganisationen der Schweiz (FIDS) liess am Montag ihrerseits verlauten, dass ein Händedruck zwischen Mann und Frau "theologisch erlaubt ist" für eine einfache Begrüssung. In der islamischen Tradition sei Höflichkeit gegenüber allen wichtig, und zur Begrüssung gebe es unterschiedliche Bräuche.

Gemäss Communiqué betrachtet die FIDS den Händedruck zwischen Lehrpersonen und Schülern als "unproblematisch", wenn er helfe, eine gute Beziehung zu schaffen mit dem Ziel guter Bildung und wirksamer Integration. In den wenigen Fällen, wo der Händedruck verweigert werde, sei ein konstruktiver Dialog zielführend.

(cam/sda)

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Nicht nur schön grüssen, sondern richtig grüssen
Sogar die sozialdemokratische Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga befasste sich mit dem Problem der Schüler die ihrem Lehrer aus religiösen Gründen nicht die Hand geben wollten. Wie mir ein Schüler sagte, geht es in seiner Schule in Zürich nicht nur darum der Lehrerin schön die Hand zu geben. Man muss ihr auch noch richtig die Hand geben. Wie der Rekrut: Er muss auch lernen die Vorgesetzten anständig zu grüssen, mit Kopfdrehung, der Hand im richtigen Winkel an der Mütze, sonst muss er das nach dem Hauptverlesen noch üben. Nicht so wichtig wie der Lehrerin immer brav die Hand zu geben, scheint in Zürich und auch für Frau Sommaruga zu sein, dass die Nationalbank am Bürkliplatz, die UBS und Crédit Suisse am Paradeplatz und die Pensionskassen in Zürich immer noch in Firmen investieren die verbotenes Kriegsmaterial produzieren, wie Atombomben, Streubomben und Antipersonenminen. – Geschäft ist Geschäft, auch das Lernen anständige und brave Kinder die in der Schule richtig grüssen gelernt haben.
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