Ethanol als US-Waffe gegen Chávez?

publiziert: Samstag, 10. Mrz 2007 / 15:06 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 11. Mrz 2007 / 12:16 Uhr

São Paulo/Buenos Aires - Bisher schien kein Kraut gegen den zunehmenden Einfluss des linkspopulistischen US-Gegners Hugo Chávez in Lateinamerika gewachsen zu sein. Doch nun soll ihm mit Hilfe von Bioethanol aus Zuckerrohr Einhalt geboten werden.

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Dies ist zumindest nach Einschätzung von Beobachtern eines der Motive von US-Präsident George W. Bush. Dieser hat am Freitag mit seinem brasilianischen Amtskollegen Lula über die gemeinsame Förderung der Ethanol-Produktion gesprochen.

Zuckerrohrschnaps wird nun quasi die «Biowaffe» gegen Petrodollars des Präsidenten Venezuelas.

Grosses Wirtschaftspotenzial

Für Brasilien stellt die Ethanol-Produktion vor allem ein enormes Wirtschaftspotenzial dar. Für die kommenden Jahre sind Milliarden-Investitionen geplant und das Land hofft nun auf zusätzliche US-Investitionen. Die Jahresproduktion Brasiliens liegt derzeit bei 16 Milliarden Litern Ethanol, von denen der grösste Teil als Kraftstoff für Autos eingesetzt wird. Benzin in dem Land enthält bereits 23 Prozent Ethanol. Unter Tropenbedingungen relativ billig produziert kann Ethanol mit fossilen Kraftstoffen konkurrieren.

Das schon vor Jahrzehnten begonnene Projekt trägt jetzt Früchte. Brasilien konnte seine Abhängigkeit von den teuren Rohölimporten deutlich verringern. Zudem wird für die Erzeugung von Ethanol aus Zuckerrohr in Brasilien sehr viel weniger fossile Energie verbraucht als zum Beispiel in Europa. Allerdings hat die Erfolgsstory auch Schattenseiten. Der Landverbrauch für den Anbau von immer mehr Zuckerrohr ist extrem hoch. Ausserdem warnen Umweltschützer vor den negativen Folgen der Monokulturen für die Bodenfruchtbarkeit.

Gefahr der Regenwald-Rodung

Zudem bestehe die Gefahr, dass immer grössere Teile des Regenwaldes für die Zuckerrohrplantagen gerodet würden. Ein erhöhter Einsatz von Pestiziden schlägt ebenso negativ zu Buche wie die Beeinträchtigung des Grundwassers und die Verdrängung von Kleinbauern zugunsten grosser agroindustrieller Unternehmen.

Für Unruhe sorgt in Brasilien auch, dass zunehmend ausländisches Kapital in die Branche drängt. Erhoffte Jahresrenditen von bis zu 20 Prozent des eingesetzten Kapitals locken.

Teurere Grundnahrungsmittel

Ein latenter Konflikt gerade in Ländern wie Brasilien mit einer Armutsrate von etwa 30 Prozent schwelt auch zwischen der Pflanzenproduktion für Treibstoffe und der Lebensmittelerzeugung. Je grösser der Bedarf an Biokraftstoffen, desto teurer könnten Grundnahrungsmittel werden.

Einen Vorgeschmack auf künftige Konflikte gab es vor gut einem Monat in Mexiko, der letzten Station der Bush-Reise. Zehntausende Menschen protestierten damals gegen die Verteuerung des Fladenbrotes Tortilla unter anderem durch den Einsatz von Maismehl zur Herstellung von Biotreibstoff in den USA.

(Von Jan-Uwe Ronneburger, dpa/sda)

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