Rede im US-Kongress

Netanjahu warnt vor Atom-Einigung

publiziert: Dienstag, 3. Mrz 2015 / 20:25 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 3. Mrz 2015 / 22:00 Uhr
Benjamin Netanjahu sprach heute vor dem US-Kongress.
Benjamin Netanjahu sprach heute vor dem US-Kongress.

Washington/Tel Aviv - Schon die Ankündigung der Rede war eine Brüskierung von US-Präsident Obama. Doch bei seinem eigentlichen Auftritt im Washingtoner Kongress legte Israels Premier Netanjahu mit starken Vorwürfen nach. Das Weisse Haus stehe vor einem historischen Fehler, sagte er.

13 Meldungen im Zusammenhang
Eine Einigung, wie sie der Westen anstrebe, werde Teheran nicht daran hindern, Atombomben zu bauen, sagte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu im amerikanischen Parlament. Sie werde stattdessen garantieren, dass die Iraner sie tatsächlich herstellen könnten.

"Dies ist ein schlechtes Abkommen. Ein sehr schlechtes Abkommen. Wir sind ohne es besser dran", sagte Netanjahu zwei Wochen vor Wahlen in seiner Heimat.

Teheran sei dabei, in der Region "mehrere Nationen zu schlucken", warnte Netanjahu in Anspielung auf die Machtübernahme der schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen und die iranische Rolle in den Konflikten in Syrien und im Irak.

Bevor die Sanktionen gegen den Iran gelockert werden könnten, müsse das Land mit seinen "Aggressionen gegenüber seinen Nachbarn", der "Unterstützung von Terrorismus in aller Welt" und den "Drohungen, Israel zu vernichten", aufhören, sagte Netanjahu.

Er zeigte sich in der Ansprache, die sehr häufig von lautem Applaus und Jubel unterbrochen wurde, zwar prinzipiell offen für eine Vereinbarung mit dem islamischen Staat. "Die Alternative zu einem schlechten Abkommen ist ein viel besseres Abkommen", sagte er.

Aber er sagte mit keinem Wort, wie dieses aussehen könnte. Generell plädiert Netanjahu stets dafür, dass der Iran im eigenen Land überhaupt kein Uran anreichern dürfe. Die US-Führung hält das für unrealistisch.

Obama: Netanjahu ohne Plan

US-Präsident Barack Obama reagierte mit kühlen Worten auf die Rede Netanjahus. Dessen Ansprache vor beiden Kongresskammern in Washington habe "nichts Neues" zur Beilegung des Atomstreits mit dem Iran beigetragen, sagte Obama am Dienstag. Der israelische Regierungschef habe "keine machbaren Alternativen" zu den Verhandlungen mit Teheran aufgezeigt.

"Noch haben wir keinen Deal. Aber wenn wir erfolgreich sind, wird dies der bestmögliche Deal sein, um einen Iran mit Atomwaffen zu verhindern", sagte Obama.

"Der Ministerpräsident hat keinen konkreten Handlungsplan angeboten", sagte ein ranghoher US-Regierungsvertreter der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Den Iran einfach zur Kapitulation aufzufordern, sei kein Plan.

Israels Oppositionsführer Izchak Herzog kritisierte, Netanjahus Auftritt sei in Bezug auf die Atomgespräche wirkungslos. "Die Rede hat keine Auswirkungen auf das Abkommen, sondern erweitert nur den Graben zwischen Israel und den Vereinigten Staaten", sagte er der Nachrichtenseite "ynet" zufolge.

Wirtschaftsminister Naftali Bennett von der rechtsgerichteten Siedlerpartei stärkte Netanjahu hingegen den Rücken. "Danke, Ministerpräsident Netanjahu", schrieb er auf seiner Facebook-Seite.

Teheran: Lügen und Iran-Phobie

Der Iran beurteilte die Rede als langweilig. "Netanjahu hat seine Lügen wiederholt und es war langweilig", sagte die Sprecherin des Aussenministeriums, Marsieh Afcham. Netanjahu habe auch wieder ein Beispiel für die israelische Iran-Phobie gegeben.

Es gehe Netanjahu offenbar darum, den Atomverhandlungen unlogische und radikale Forderungen aufzuzwingen. Aber die Fortsetzung der Gespräche und Irans Wille, den Atomstreit zu beenden, haben die israelischen Pläne neutralisiert, gab die Nachrichtenagentur Fars die Sprecherin wieder.

Weite Kreise im US-Kongress - vor allem die oppositionellen Republikaner - teilen Netanjahus Misstrauen und würden am liebsten den Druck auf Teheran noch durch verschärfte Sanktionen erhöhen.

Affront für US-Präsidenten

Bei Präsident Obama hatte hingegen schon die Ankündigung der Rede für Verstimmung gesorgt. Netanjahus Annahme der Einladung durch den republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, John Boehner, gilt als Affront.

Kein hochrangiges US-Regierungsmitglied traf Netanjahu - offiziell, weil in zwei Wochen in Israel Wahlen sind und sich die USA in die Innenpolitik nicht einmischen wollen. Knapp 60 der 232 demokratischen Abgeordneten blieben dem Auftritt im Kongress fern.

(fest/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
US-Präsident Barack Obama warb bei Bahrain, Katar, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten für eine Unterstützung des Abkommens.
Washington - Nach der Grundsatz-Einigung im Atomstreit mit dem Iran bemüht sich US-Präsident Barack Obama, Vorbehalte in den arabischen Staaten zu zerstreuen. Zu diesem Zweck ... mehr lesen 1
Lausanne - Die Atomgespräche mit dem Iran gehen in die Verlängerung. Es ... mehr lesen
Frankreichs Aussenminister Laurent Fabius hatte schon angedeutet, dass es heute keine Einigung geben wird. (Archivbild)
US-Aussenminister John Kerry. (Archivbild)
Lausanne - Bei den Gesprächen über das iranische Atomprogramm hat sich kurz vor Ende der Frist am Dienstag um Mitternacht noch kein Durchbruch abgezeichnet. US-Aussenminister John ... mehr lesen 1
Lausanne - Bei den Gesprächen über das umstrittene iranische Atomprogramm in Lausanne stehen die Verhandlungspartner nach Angaben aus US-Regierungskreisen unmittelbar vor Beratungen in grosser Runde. mehr lesen 
Weitere Artikel im Zusammenhang
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien.
Teheran - Im Streit um das iranische Atomprogramm hat ein Team der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Teheran die Verhandlungen wieder aufgenommen. Dabei sollen offene ... mehr lesen 1
Riad - US-Aussenminister John Kerry ... mehr lesen
US-Aussenminister John Kerry war zu einem Arbeitsbesuch in Riad. (Archivbild)
Benjamin Netanjahu steht vor einer vierten Amtszeit.
Tel Aviv - Die umstrittene Rede von ... mehr lesen
Teheran - Die Aussenminister der USA und des Iran haben am Mittwoch in Montreux ihre Verhandlungen zum iranischen Atomprogramm nach drei Tagen beendet. Wichtige Fragen müssten noch geklärt werden, sagte ein US-Vertreter. mehr lesen  1
Montreux - Die USA und der Iran kommen bei ihren Atomgesprächen in Montreux ... mehr lesen
Federica Mogherini: eine Vereinbarung rücke näher.
Der Aussenminister der Vereinigten Staaten John Kerry.
Genf - In den Verhandlungen um den Atomstreit mit dem Iran gibt es laut US-Aussenminister John Kerry Erfolge zu verzeichnen. Dennoch sei es noch «ein langer Weg» bis zu einer ... mehr lesen
Der...
Iran filibustert sich zur A-Bombe und der Westen quasselt mit. Erstaunlich nur, wie lang der Iran braucht. Andere Drittweltstaaten haben dafür nicht mal die halbe Zeit gebraucht.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Kein Psychopath, sondern ein der Realität verpflichteter Diktator: Kim Jong-un.
Kein Psychopath, sondern ein der Realität verpflichteter ...
Achtens Asien Kim Jong-un ist ein Meister der Propaganda und (Selbst)Inszenierung. Nach vier Jahren an der Macht liess er sich nun am VII. Kongress der Koreanischen Arbeiterpartei zum Vorsitzenden krönen. mehr lesen  
Beseitigung von «Hindernissen»  Teheran - Der Iran und die EU wollen «Hindernisse» bei der Umsetzung des Atomabkommens beseitigen, von dem sich Teheran «spürbare» ... mehr lesen  
Brief an UNO  New York - Mehrere westliche Staaten ... mehr lesen
Die USA, Deutschland, Frankreich und Grossbritannien rufen den rat auf Massnahmen zu ergreifen.
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 2°C 16°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt bedeckt, wenig Regen
St. Gallen 0°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 3°C 13°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt bedeckt, wenig Regen
Luzern 3°C 15°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Genf 7°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt trüb und nass
Lugano 8°C 12°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten