Neue Deutsche Welle und viele Grenzgänger

publiziert: Samstag, 10. Jan 2009 / 09:40 Uhr / aktualisiert: Samstag, 10. Jan 2009 / 15:11 Uhr

St. Gallen - Im Kanton St. Gallen haben die Deutschen die Italiener als grösste ausländische Bevölkerungsgruppe abgelöst. Das hängt mit der Personenfreizügigkeit zusammen - aber nicht nur.

Grenze zwischen dem st.gallischen Trübbach und Balzers in Liechtenstein.
Grenze zwischen dem st.gallischen Trübbach und Balzers in Liechtenstein.
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Wer eines der kantonalen Spitäler in St. Gallen betritt, stellt unweigerlich fest, dass hier viele Deutsche arbeiten. Das ist sofort hörbar: man spricht (Hoch-)Deutsch. Hans Leuenberger, Direktor des Kantonsspitals St. Gallen, bestätigt die akustische Feststellung denn auch.

Rund die Hälfte der Assistenz- und Oberärzte, ein knappes Drittel der Leitenden und Chefärzte und gut ein Viertel des Pflegepersonals am Kantonsspital stammen aus Deutschland.

Zusätzliche Mediziner

«Weil die Arbeitszeit der Ärzte verkürzt wurde, mussten zusätzliche Mediziner angestellt werden», sagt Leuenberger. Diese alle in der Schweiz zu finden, sei unmöglich. «Die Mitarbeiter aus Deutschland sind für das KSSG von existenzieller Bedeutung», sagt Leuenberger. Die Integration geschehe reibungslos.

Seit Inkrafttreten der Personenfreizügigkeit hat Leuenberger bei den Krankenschwestern einen Ost-West-Strom festgestellt. Deutsche kämen in die Schweiz, polnisches Personal arbeite verstärkt in Deutschland und solches aus der Ukraine in höherem Mass in Polen.

Bei einem Ja am 8. Februar zur Weiterführung der Personenfreizügigkeit und deren Ausdehnung auf Bulgarien und Rumänien rechnet Leuenberger nicht mit einem Ansturm von Fachleuten aus diesen beiden Staaten: «Die geografische Distanz ist zu gross.»

Immer mehr Grenzgänger

2007 verzeichnete der Ostschweizer Grenzkanton den stärksten Bevölkerungszuwachs seit 1994. Dies ist vor allem auf die Zuwanderung von Ausländern zurückzuführen. Hauptverantwortlich dafür waren die gute Wirtschaftlage und die Personenfreizügigkeit.

Parallel dazu nimmt auch die Zahl der Grenzgänger stetig zu. Ende September 2008 waren 8346 Grenzgängerinnen und Grenzgänger im Kanton St. Gallen beschäftigt. 84 Prozent stammen aus Österreich.

Bei der SFS-Gruppe, die in der Befestigungstechnik und in der Zulieferindustrie tätig ist, arbeiten am Standort in Heerbrugg im St. Galler Rheintal 400 Österreicher. Das ist rund ein Sechstel der Belegschaft in der Schweiz, wie Mediensprecher Christian Fiechter vorrechnet. Weltweit beschäftigt die SFS-Gruppe 4500 Mitarbeiter.

Kein Zusammenhang mit Personenfreizügigkeit

«Die hohe Zahl der österreichischen Grenzgänger hat mit der Personenfreizügigkeit zwischen der Schweiz und der EU rein gar nichts zu tun», sagt Fiechter. Und sie habe sich seit Inkrafttreten 2002 auch nicht erhöht. Das Rheintal sei seit Jahrzehnten beidseits des Grenzflusses ein und derselbe Wirtschafts- und Arbeitsraum.

Die Mitarbeiter aus Österreich seien in der Belegschaft zu 100 Prozent integriert und leisteten hervorragende Arbeit, sagt Fiechter. Da gebe es zwar einen marginalen Sprachunterschied, aber keinen bei den Kulturen. Was die Österreicher auszeichne, sei ihre Bereitschaft, Schichtarbeit zu leisten, so der SFS-Mediensprecher.

Landwirtschaft hofft auf Rumänien und Bulgarien

Probleme, Arbeitskräfte im benachbarten EU-Raum zu finden, hat die Landwirtschaft. »Deutsche und Österreicher sind für uns kein Thema«, sagt Markus Ritter, Präsident des st. gallischen Bauernverbandes. Einzig bei der Erdbeerernte arbeiten einige Deutsche und Österreicher auf Ostschweizer Bauernhöfen.

»Die Arbeit in der Landwirtschaft ist hart, die Arbeitszeiten sind lang«, sagt Ritter, der vor allem Praktikantinnen und Praktikanten aus Osteuropa auf seinem Betrieb beschäftigt. Er mache vor allem mit jungen Leuten aus Polen und Tschechien gute Erfahrungen. »Sie sind engagiert und wollen das Wissen, das sie sich in der Schweiz erwerben, in der Heimat einsetzen.«

(von Nathalie Grand und Daniel Wirth/sda)

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