Olympia-Teilnahme in Rio de Janeiro auch gefährdet?

WADA-Kommission empfiehlt Ausschluss Russlands

publiziert: Montag, 9. Nov 2015 / 16:50 Uhr / aktualisiert: Montag, 9. Nov 2015 / 22:28 Uhr
In Russland wurden Dopingproben manipuliert.
In Russland wurden Dopingproben manipuliert.

Russland droht der Ausschluss aus dem Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF). Diese Massnahme empfiehlt die Ermittlungskommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) nach ihren Untersuchungen zu den Doping-Vorwürfen im russischen Spitzensport.

18 Meldungen im Zusammenhang
Mit der Forderung nach drakonischen Strafen und schweren Vorwürfen bis in russische Regierungskreise hinein reagierte die WADA auf die Dopingaffäre in Russland. Die Ermittlungskommission der WADA empfahl am Montagnachmittag in Genf, Russland aus der IAAF auszuschliessen und fünf Athleten - darunter die 800-m-Olympiasiegerin Maria Sawinowa - sowie fünf Trainer lebenslänglich zu sperren. Das Kontrolllabor in Moskau soll geschlossen, dessen Direktor abgelöst werden. Grigori Rodschenkow gab zu, die Beseitigung von 1417 Dopingproben angewiesen zu haben.

Schwere Vorwürfe werden auch gegen den russischen Sportminister Witali Mutko erhoben. Er solle persönlich angeordnet haben, «bestimmte Dopingproben zu manipulieren». Russland wies die Forderung der WADA nach harten Strafen postwendend als politisch motiviert zurück. Zugleich erklärte Mutko in Moskau, dass die WADA zwar Empfehlungen aussprechen, aber niemanden selbst von Wettkämpfen ausschliessen könne. Die Vernichtung von mehr als 1400 Doping-Proben, die ihm zur Last gelegt werde, gehe in Wahrheit auf ein Rundschreiben der WADA zurück. Die Proben seien nicht mehr gebraucht worden. «Ja, wir haben Probleme, aber wir haben sie auch nie verschwiegen», sagte Mutko zur Frage von Doping im russischen Sport.

Mutko - er kann Studienabschlüsse in Schifffahrtstechnik und Jura vorweisen - hat mittlerweile so viele Ämter als Sportfunktionär, dass er womöglich selbst nur schwer den Überblick behält. Er ist russischer Sportminister, Chef des Russischen Fussballverbandes, Chef des russischen Organisationskomitees für die WM 2018, Mitglied in den Exekutivkomitees von UEFA und FIFA - und auch bei der Planung der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi war er an vorderster Stelle.

Die Ermittlungskommission der WADA war eingesetzt worden, um die in einer ARD-Dokumentation erhobenen Vorwürfe über Doping im russischen Spitzensport zu untersuchen. In dem Film «Geheimsache Doping - Wie Russland seine Sieger macht» waren am 3. Dezember 2014 geheime Aufzeichnungen in Bild, Ton und Schrift mit Hinweisen auf staatlich unterstütztes Doping präsentiert worden. Im Hintergrund soll offenbar ein Betrugs- und Vertuschungsapparat gewirkt haben. Konkreter: In der Affäre geht es um den Verdacht, dass russische Sportler Geld an diverse Stellen bezahlten, um die Veröffentlichung positiver Dopingproben zu verhindern.

«Schlimmer, als wir dachten»

Angesichts der immer grösseren Dimension der Verfehlungen und kriminellen Umtriebe in der Leichtathletik weltweit schaltet sich auch Interpol ein. Die Weltpolizei kündigte an, die internationalen Untersuchungen zu koordinieren. WADA-Ermittler Richard Pound (Ka) war selbst über das Ermittlungsergebnis zum Vorwurf des flächendeckenden Doping in Russland entsetzt: «Es ist schlimmer, als wir dachten. Russland scheint ein staatlich unterstütztes Dopingsystem unterhalten zu haben», sagte der Kanadier. «Ich denke nicht, dass eine andere Schlussfolgerung möglich ist.» Es sei enttäuschend, die Art und Weise und das ganze Ausmass der Affäre zu sehen. Man müsse zu der Schlussfolgerung kommen, «dass es wahrscheinlich nur geschehen konnte, weil jeder (in Russland) es wusste und einverstanden war».

IAAF-Präsident Sebastian Coe will mit seinen Vorstandskollegen in der IAAF schnellstmöglich darüber beraten, ob Russland von Wettkämpfen ausgeschlossen werden soll. Die Sanktionsmöglichkeiten reichen laut Coe bis zur vollständigen Suspendierung des russischen Verbandes (ARAF). Die von der WADA-Kommission vorgelegten Erkenntnisse seien «alarmierend», so Coe. Russland habe nun bis Ende Woche Zeit, zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen.

Fall Diack

Der Fall Diack stand in Genf nicht im Mittelpunkt. Mit den Senegalesen beschäftigt sich die französische Justiz und nicht allein die WADA-Ermittlungskommission. Gleichwohl wurde die Ethik-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wurde. Sie empfiehlt die vorläufige Suspendierung des unter Korruptionsverdacht stehenden ehemaligen IAAF-Chefs Lamine Diack als IOC-Ehrenmitglied. Dem Senegalesen wird Bestechlichkeit und Geldwäsche vorgeworfen. Die französische Justiz hatte unlängst Anklage gegen den 82-Jährigen erhoben. Diack war von 1999 bis zum August 2015 Präsident der IAAF und hat laut Anklage mitgeholfen, das Vertuschungssystem zu installieren. Er gilt als einer der Drahtzieher.

Nach Angaben der französischen Staatsanwaltschaft soll Diack mehr als eine Million Euro kassiert haben, um positive Doping-Proben zu vertuschen. Auch sein Anwalt Habib Cisse wurde angeklagt. Zudem sind der einstige Leiter der Anti-Doping-Abteilung der IAAF, Gabriel Dolle, und Diacks Sohn Papa Massata ins Visier der Justiz gerückt.

(fest/Si)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Laut Angaben von Rodschenkow sind ungefähr 100 auffällige Dopingproben vertuscht worden. (Symbolbild)
Einem Bericht der New York Times zufolge haben Dutzende von russischen Sportlern der Olympischen Winterspiele in Sotschi an einem staatlichen Dopingprogramm teilgenommen. mehr lesen
Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hat dem russischen Anti-Doping-Zentrum in ... mehr lesen
Eine Suspendierung war bereits am 10. November vergangenen Jahres erfolgt. (Symbolbild)
Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa findet den Ausschluss «unfair».
Aus Protest gegen ihre Suspendierung im Dopingskandal wenden sich russische Leichtathleten mit einer Protest-Erklärung an den Weltverband (IAAF). mehr lesen
Der IOC-Chef Thomas Bach war tief ... mehr lesen
Thomas Bach fordert nun Massnahmen für einen sauberen Sport. (Archivbild)
Weitere Artikel im Zusammenhang
Witali Mutko macht auf den noch nicht veröffentlichten Teil des Berichts aufmerksam. (Archivbild)
Der wegen massiver Dopingvorwürfe derzeit gesperrte Leichtathletik-Verband Russlands (ARAF) glaubt, dass die Sanktionen der IAAF auch zur Ablenkung von eigenen Fehlern beschlossen worden sind. mehr lesen
Russland ist ab sofort provisorisch ... mehr lesen
Russische Athleten und Athletinnen sind vorläufig nicht startberechtigt.
«Wenn ich ein Turnier gewonnen habe und nicht getestet werde, denke ich jeweils: Wo ist der Doping-Typ?»
Am Rande der ATP-Finals nahm ... mehr lesen
Das Council des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF hält heute Freitag eine Krisensitzung zum Doping-Skandal in Russland ab. ... mehr lesen 1
Grosser Druck auf Sebastian Coe. (Archivbild)
Vladimir Putin will mit internationalen Anti-Doping-Behörden zusammenarbeiten.
Moskau wehrt sich gegen die Vorwürfe wegen organisiertem Doping. Präsident Vladimir Putin und Sportminister Mutko betonen, dass nur überführte Athleten bestraft werden sollten. Putin bietet ... mehr lesen
Die Welt-Antidoping-Agentur WADA schlägt den Ausschluss des russischen ... mehr lesen
Die Umsetzung des WADA-Codes erfolge nicht einheitlich. (Symbolbild)
Der Weltsport wird nun auch von ... mehr lesen
Lamine Diack wird Bestechlichkeit und Geldwäscherei vorgeworfen. (Archivbild)
Der Dopinghandel ist in China weit verbreitet. (Symbolbild)
Die Welt-Antidoping-Agentur WADA ... mehr lesen
Die Welt-Anti-Doping-Agentur ... mehr lesen
WADA-Präsident Craig Reedie möchte eine Nachricht aussenden. (Archivbild)
Doping-Tests müssen laut dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) unangekündigt erfolgen. Anders in Kenia.
Laut einem Bericht der ARD-Sportschau erheben Athleten und Betreuer schwere Vorwürfe gegen Doping-Kontrolleure in Kenia und den dortigem nationalen Leichtathletikverband. mehr lesen
Lamine Diack, der Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes, kündigt eine eingehende Prüfung der Dopingvorwürfe gegen die IAAF an. Auch das IOC fordert eine Aufarbeitung. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
CBD als schmerztherapeutische Unterstützung bei Verletzungen.
CBD als schmerztherapeutische Unterstützung bei Verletzungen.
Publinews Wir wollen in diesem Zusammenhang nicht von Aufputschmitteln im Fussball sprechen. Allerdings muss man diese Begriffe auch im zeitlichen Kontext sehen. Wenn man die Jahre zurückgeht, gab es durchaus verdächtige Fälle. Besonders die Kokain-Affäre rund um Diego Maradona war bekannt dafür, sich mit dem Thema intensiv zu beschäftigen. mehr lesen  
Dopingverdacht  Bei Nachtests von Dopingproben der Olympischen Sommerspiele 2012 in London wurden 23 Sportler ... mehr lesen  
Nun werden noch die B-Proben analysiert.
Titel Forum Teaser
  • kurol aus Wiesendangen 4
    Das Richtige tun Hatten wir schon, talentierte Spieler wechselten zu Bayern und ... Mi, 01.06.16 12:01
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Zu dumm nur, dass der Jorian zu 100% aus chemischen Verbindungen besteht, er warnt ... Fr, 22.01.16 21:16
  • Pacino aus Brittnau 731
    Weltweit . . . . . . wird Hanf konsumiert. Zum Genuss aber auch als Arzneimittel. ... Fr, 22.01.16 08:58
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    1 : 0 Daesh (IS) vs. Freie Restwelt Es läuft aber immer noch die erst Halbzeit. Verlängerung und ... Di, 17.11.15 22:26
  • Bogoljubow aus Zug 350
    Wenn die Russen flächendeckend gedopt haben, dann muss man die Ergebnisse sehr genau ... Fr, 13.11.15 10:53
  • jorian aus Dulliken 1754
    5'000'000 zu 0 für die Verschwörungstheoretiker! Was heute um 20:15 schönes kommt! http://www.3sat.de/programm/ ... Do, 22.10.15 19:21
  • jorian aus Dulliken 1754
    Der Fussballgott! Der Name dieses Gottes wird im Hörspiel nicht genannt, dennoch weiss ... Fr, 16.10.15 18:51
  • Koelbi aus Graz 1
    Wir freuen uns... ...auf den Test gegen den Lieblingsnachbarn am 17. November. ... Mo, 12.10.15 03:31
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute So Mo
Zürich 1°C 20°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Basel 7°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig bedeckt, wenig Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 3°C 18°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Bern 1°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig bedeckt, wenig Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 3°C 19°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Genf 5°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 8°C 12°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten